«Alle guten Dinge sind drei»
15.08.2022 von Rebecca Pozzoli Reportage
Manchmal läuft alles rund und man kann seine privaten und beruflichen Ziele direkt und ohne Umwege verfolgen. Doch sind wir mal ehrlich, das ist leider eher selten der Fall! Meist braucht es mehrere Anläufe, bis man das Gefühl hat, dass nun endlich alles gut kommt. So auch bei Nicolas Brunner aus Zug, dem diesjährigen Titelmodel des Ratgebers Berufsbilder. Im Interview erzählt er uns, wie er unverhofft zum Modeln gekommen ist und es schliesslich mit Durchhaltewillen und Effort an die Fachmittelschule geschafft hat.

Manchmal braucht es mehr als einen Anlauf, um die beruflichen Ziele zu erreichen - Das Titelmodel des Ratgebers Berufsbilder 22/23, Nicolas Brunner, im Interview
«Es kann nur einen geben!», heisst es seit Jahren bei Switzerland’s next Top Model. Und dieser eine bist heuer für gateway.one du, Nicolas!
Das ist schon ziemlich krass! Vor einigen Monaten habe ich rein zufällig vom Foto-Shooting mit gateway.one gelesen. Ich bin kein Model, habe zuvor noch nie professionell vor einer Kamera gestanden. Habe mir ehrlich gesagt auch nicht wirklich vorstellen können, wie das wohl werden könnte. Doch der Gedanke einer möglichen Teilnahme am Shooting ging mir einfach nicht mehr aus dem Kopf. Die Idee, für gateway.one zu modeln gefiel mir immer besser und besser. Ich fand sie irgendwie lustig und interessant. So habe ich mich schliesslich einfach mal beworben und bin völlig unbedarft vorbei gegangen. Dass ich dabei Titelmodel werde, hätte ich nie gedacht!Und dann, hat das Foto-Shooting mit gateway.one Spass gemacht?
Das Shooting hat sogar grossen Spass gemacht! Ich hätte nie gedacht, dass die Fotos so professionell werden. Ich bin in einen richtigen Flow gekommen, war überrascht und begeistert! Ich habe mich vom Fotografen leiten lassen und nahm es total relaxed. Die Fotos, die so entstanden sind, verwende ich bis heute: als Desktop-Hintergrund, als Whatsapp-Profilbild und sogar gerahmt als Weihnachtsgeschenk für die Grosseltern. So haben alle etwas davon…Du hast zum Shooting dein Longboard mitgebracht, bist du ein Skater?
Nicht direkt. In meinem Wohnort Zug gibt es ein sogenanntes Tüftellabor. Dort kann man seine Kreativität voll ausleben und wird bei unterschiedlichsten Projekten unterstützt. Mein Projekt war es, das besagte Longboard zu bauen. Als es schliesslich fertig geworden ist, war ich mächtig stolz. Ich bin in der Mittelstufe täglich damit zur Schule gefahren und habe es tief ins Herz geschlossen. Mit dem 14. Geburtstag habe ich dann allerdings den Führerausweis der Kategorie M gemacht und darf nun ganz offiziell E-Bike fahren. Deshalb bleibt das Longboard jetzt auch öfter mal im Schrank.Wie hat denn dein Umfeld auf deine spontane Modelkarriere reagiert?
Die fanden es alle super. Meine Eltern hatten solche Freude an den Fotos, dass sie diese umgehend an die Grosseltern weitergeleitet haben. Nicht lange und alle haben die Bilder zu Gesicht bekommen. Natürlich wollten auch meine Kollegen die Fotos sehen. Sie staunten nicht schlecht über die Qualität und waren total beeindruckt.Aber du setzt seither beruflich nicht ausschliesslich aufs Modeln, oder?
*Lacht* Nein, natürlich nicht! Als das Shooting stattgefunden hat, war ich mitten in der Lehrstellensuche. Ich hatte mir damals in den Kopf gesetzt, eine KV-Lehre zu absolvieren. Doch irgendwie wollte es nicht so, wie ich es gerne gehabt hätte. Ich schrieb Bewerbung um Bewerbung und kam auch das eine oder andere Mal in die engere Auswahl, doch ich konnte mich nie gegen die Mitbewerber und Mitbewerberinnen durchsetzen. Ich war damals erst 14, weil ich in der Unterstufe eine Klasse übersprungen hatte. Meine Konkurrenten waren teilweise zwei ganze Jahre älter und reifer. Ich habe alles gegeben, aber es hat einfach nicht gereicht, das war frustrierend und hat mich verunsichert.Hattest du in dieser schwierigen Zeit Unterstützung?
Ja, meine Eltern waren mir eine grosse emotionale Stütze. Und im Berufsinformationszentrum BIZ erhielt ich die fachliche Hilfe, die ich benötigte, um mir klar zu werden, dass es auch andere spannende Berufe als das KV gibt. Gemeinsam fanden wir heraus, dass auch Informatiker EFZ oder Lehrer zu mir passen könnten. Doch für die Ausbildung als Lehrer braucht es einen guten Notenschnitt. Leider hat meiner trotz Nachhilfe in Mathe nicht für den direkten Eintritt in die Fachmittelschule (FMS) gereicht. Ich musste einen Umweg über ein schulisches Brückenangebot als Mittelschulvorbereitung nehmen.Du hast also ein 10. Schuljahr absolviert. Wie war das für dich?
Uff, ich habe ein Jahr lang krass viel Zeit und Effort in die Schule gesteckt. Früher war ich oft abgelenkt, habe viel Zeit am Handy mit TikTok und Gamen verplempert. Doch das hatte nun ein Ende. Und mit der Zeit hat mir das Lernen sogar ein gutes Gefühl gegeben. Ich habe ganz bewusst das Handy auf lautlos geschaltet und mich voll auf den Schulstoff fokussiert. Trotzdem wusste ich lange nicht, ob ich es an die FMS geschafft habe oder nicht. In einem Fach musste ich eine Nachprüfung schreiben, um meinen Wissensstand unter Beweis zu stellen. Schliesslich teilte mir mein Lehrer dann total dramatisch mit: «Du hast es geschafft!» JA, MANN!!!Was würdest du Jugendlichen raten, denen der Schulabschluss und die Suche einer Lehrstelle noch bevorstehen?
Es ist einfacher, wenn man schon früh weiss, was man will. Am besten wäre es, sich schon in der zweiten Oberstufe darüber klar zu werden. Ich habe einige Zeit verloren, weil ich zuerst erfolglos eine KV-Lehrstelle gesucht habe und erst danach zum BIZ gegangen bin. Aber ich bin froh, dass ich nun das machen kann, was mir wirklich gefällt: mich zum Lehrer für Geschichte und Sprachen ausbilden zu lassen. Man sollte bei der Berufswahl seinem Herzen folgen, dran bleiben, Gas geben und nicht nachlassen.Lehrer haben ja bekanntlich viel Urlaub… Wenn du drei Dinge auf eine einsame Insel mitnehmen könntest, welche wären es?
Ui, da muss ich überlegen. Ich bin ein Geniesser, der gerne richtig gut isst. Deshalb wären es wohl eine Angelrute und ein portabler Grill. Damit würde ich mir dann einen Fisch fangen und ihn zubereiten. Und als drittes ein Liegestuhl. Darauf würde ich mich nach dem Essen hinfläzen und es mir gut gehen lassen…Zurück ins Klassenzimmer: Wie wirst du in Zukunft deinen Unterricht gestalten?
Ich hoffe, dass ich ein Lehrer werde, den die Schülerinnen und Schüler mögen und zu dem sie gerne in den Unterricht kommen. Ich nehme mir vor, sie einfühlsam zu begleiten und achtsam zu sein, wenn sie abschalten und plötzlich die Hausaufgaben nicht mehr machen. Dann werde ich nachhaken und sie verständnisvoll, aber bestimmt, wieder auf den richtigen Weg bringen. Ich werde ihnen aufzeigen, wie wichtig Bildung ist und dass Lernen Spass machen kann. Ich möchte ein Lehrer werden, bei dem die Schülerinnen und Schüler die Lernziele erreichen, wenn sie sich bemühen.Vielen Dank Nicolas, dass du dir die Zeit genommen hast mit uns zu sprechen. Wir wünschen dir viel Erfolg in der FMS, lauter lernhungrige Schülerinnen und Schüler und viele positive Reaktionen auf dein Titelbild. Wir finden es Spitze und freuen uns mir dir, dass sich deine schulischen Bemühungen ausgezahlt haben!
Online-Magazin