Bitte lächeln: Wir rocken ein Fotoshooting!
06.08.2024 von Rebecca Pozzoli Reportage
Alle zwei Jahre veranstaltet gateway.one ein Fotoshooting mit ganz unterschiedlichen Jugendlichen. Zugegeben, reich wird man dabei nicht, aber vielleicht doch von einer renommierten Agentur entdeckt? Nun, bekanntlich braucht es einiges, um als Model bekannt und gebucht zu werden. Lesen Sie hier, was sich die Jugendlichen vom Shooting bei gateway.one erhoffen und wie die Fotografin Pia Neuenschwander sie in bestem Licht darstellt.
Als Model zu arbeiten klingt für viele junge Menschen nach einem Traumjob, den sie mit guter Bezahlung, Reisen an schöne Orte und Samples von coolen Marken verbinden. Die Modelbranche ist nie übersättigt, braucht immer neue Gesichter und Impulse. Doch genau diese Schnelllebigkeit kann einem auch zum Verhängnis werden: heute ist man noch top, morgen schon der Flopp. Stets gilt es, die eigene Figur und das Gewicht im Auge zu behalten, die Wartezeiten zwischen den Shootings sind oft lang, darüber hinaus muss man sich mit unregelmässigen Arbeitszeiten und unsicherem Einkommen auseinandersetzen.
««Diesen Sommer beginne ich meine Lehre als Kauffrau EFZ Bank bei der UBS. Ich mag sowohl Mathematik wie auch Makeup-Tutorials. Das Shooting ist eine tolle Chance, in einem professionellen Rahmen etwas Neues auszuprobieren!»»
Das bedeutet jedoch nicht, dass der Wunsch nach einer Karriere auf dem Laufsteg zum Scheitern verurteilt ist. Es gibt mehrere bekannte Models aus der Schweiz, die in der internationalen Modewelt erfolgreich sind. So zum Beispiel Julia Saner, die für gefeierte Designer wie Valentino und Chanel gearbeitet hat. Ebenso konnte sich Anouk Lepere einen Namen machen. Sie ist für führende Designer und Marken wie Gucci, Yves Saint Laurent und Chanel gelaufen. Und auch Manuela Frey als aufstrebender Stern am Modehimmel war im Auftrag von so etablierten Häusern wie Prada, Louis Vuitton und Dolce & Gabbana bereits mehrfach zu sehen. Wer sich damit auseinandersetzt, Model zu werden, sollte dabei allerdings einige wichtige Punkte beachten.
««Momentan befinde ich mich in der Lehre zum Informatiker EFZ – Applikationsentwicklung. Informatik ist schwierig, aber interessant. Ich könnte mir aber auch vorstellen, vollberuflich als Model zu arbeiten, wenn sich das ergibt!»»
Wer eignet sich für einen Job als Model?
Der Erfolg in der Modelbranche hängt von vielen Faktoren ab. Eine wichtige Rolle spielen natürlich das Aussehen (professionelles und gepflegtes Erscheinungsbild, Personality und Charisma), die Ausdauer sowie die Fähigkeit, mit verschiedenen Menschen zusammenzuarbeiten. Dazu sollte man stets pünktlich, zuverlässig und höflich sein. Für das Reisen sind Geduld und Flexibilität gefragt, für die Arbeit im Rampenlicht eine gesunde Portion Selbstvertrauen und Kritikfähigkeit. Das ideale Einstiegsalter liegt zwischen 16 und 18 Jahren. Je nach Modeltyp können die Anforderungen ans Aussehen durchaus unterschiedlich ausfallen. Wer als Fashion Model die grossen Laufstege erklimmen und in Hochglanz-Magazinen erscheinen möchte, muss in der Regel jung, schlank und gross sein (Frauen: 178 cm, Männer: 188 cm). Klassische Commercial Models dagegen tragen Kleidergrösse 36/38 und fallen durch ihr hübsches Gesicht und ihr strahlendes Lachen auf. Sie entsprechen eher dem allgemein gültigen Schönheitsideal, um so ein breiteres Publikum anzusprechen. Frauen sind mindestens 173 cm, Männer 184 cm gross. Daneben gibt es aber auch Models, die komplett ausser Konkurrenz laufen. Als sogenannte «Talents» bringen sie etwas Besonderes mit, entsprechen dem Zeitgeist und besetzen eine Nische – Körpermasse sind hier zweitrangig. Gleichzeitig variieren die Anforderungen auch sehr stark von Label zu Label. Während Versace bei seinen männlichen Models einen durchtrainierten, muskulösen Typ bevorzugt, engagiert Saint Laurent lieber androgyne Männer.
««Ich möchte gerne Grafikerin EFZ werden. Gestaltung und Kunst interessieren mich sehr. Zu erleben, wie professionelle Fotos entstehen, ist für mich ein spannender Prozess. Das Shooting hat Spass gemacht, deshalb kann ich mir vorstellen, auch zukünftig an Shootings mitzuarbeiten – vor und hinter der Kulisse!»»
Lohnen sich teure Bewerbungsfotos und Vorbereitungskurse?
Modelagenturen und Agenten erwarten von Newbies noch keine teuren Fotos in Top-Qualität. Sehen sie Potenzial, schiessen sie selbst professionelle Bilder in sogenannten Probeshootings. Auch für Modelunterricht muss man nicht unnötig Geld ausgeben. Es ist wesentlich wirkungsvoller, in ein starkes Portfolio in Form einer Sedcard und eines Modelbooks zu investieren.
««Aufgrund der politischen Lage bin ich vor zwei Jahren aus der Ukraine in die Schweiz gekommen. Momentan bin ich daran, die Sprache zu lernen und mache mir Gedanken über meine berufliche Zukunft. Ich kann mir gut vorstellen, zukünftig als professionelles Model zu arbeiten, vielleicht öffnet mir das Shooting von gateway.one Tür und Tor dazu!»»
Wie lässt sich der eigene Bekanntheitsgrad erhöhen?
In dieser Branche ist ein gutes Netzwerk das absolute A und O. Es ist unerlässlich, mit so vielen Agenturen, Scouts, Fotografen, Visagistinnen, Stylisten und anderen Models wie möglich in Kontakt zu kommen. Es lohnt sich also, Events, Modenschauen oder andere Veranstaltungen zu besuchen und so Beziehungen zu pflegen, durch die man vielleicht den einen oder anderen Auftrag erhält. Ausserdem ist es ratsam, professionelle Profile auf Plattformen wie Instagram oder Modelmayhem zu erstellen, um das eigene Portfolio zu präsentieren. Denn viele Agenturen suchen heutzutage auch online nach neuen Talenten und die Sichtbarkeit wird so deutlich erhöht. Zudem wählen die meisten Unternehmen lieber Models, die bereits ein Publikum haben, bei dem sie werben können. Es ist zwar keine Voraussetzung für den eigenen Erfolg, möglichst viele Follower mitzubringen, aber es kann ein entscheidender Vorteil sein – immerhin sind Follower potenzielle Kunden und steigern durch eine breitere Reichweite die eigene Attraktivität.
««Diesen Sommer beginne ich an der Schule für Gestaltung Zürich die Lehre zur Grafikerin EFZ. Ich selbst mag zwar Jogging lieber als Fahrradfahren, aber mein Bruder ist professioneller Mountainbiker. Deshalb passt das Fahrrad als Accessoire im Shooting sehr gut!»»
Welche Fotos sollen bei einer Bewerbung als Model eingereicht werden?
Fotos, die man bei einer Agentur im Rahmen einer Bewerbung einreicht, brauchen nicht perfekt zu sein. Nichtsdestotrotz sollte man von Bildern mit Freunden, zu viel Make-up, Posing oder auffälligen Accessoires absehen. Bei den Kleidern ist darauf zu achten, dass sie schön eng anliegend sind – keinesfalls dürfen sie die Figur verbergen. Die Fotos überzeugen durch gute Belichtung und zeigen sowohl Nahaufnahmen wie auch Ganzkörperbilder. Sie sollten so natürlich wie möglich wirken und Aufnahmen im Bikini/Shorts von Kopf bis Fuss, von vorne und von der Seite enthalten. Bei Headshots empfiehlt es sich, lange Haare sowohl offen wie auch zusammengebunden abzulichten.
««Ich habe mich entschlossen, Informatiker EFZ zu werden und suche momentan noch eine Lehrstelle. Als ich vom Fotoshooting von gateway.one gehört habe, dachte ich mir, dass ich das unbedingt mal ausprobieren möchte!»»
Welche Agenturen bieten sich für eine Bewerbung an?
Als Model kann man zwar auch auf eigene Faust agieren, es lohnt sich jedoch, sich von einer Modelagentur vertreten zu lassen. Denn wer von einem bekannten Unternehmen unterstützt wird, hat eher Zugang zu einer breiten Palette von Möglichkeiten. Die Agenturen unterstützen zudem bei der Vermarktung und führen Verhandlungen. Durch kleine Internetrecherchen findet man schnell heraus, wer Schweizer Models vertritt. Ehe man jedoch sein Portfolio zusammen mit den Kontaktdaten und Angaben zu den Körpermassen an die entsprechenden Stellen schickt, lohnt es sich vorab zu prüfen, ob diese Erfahrung mit dem eigenen Modeltypen haben (z.B. Laufsteg, Werbung, Editorial). Zeigt eine Agentur Interesse, ist es sinnvoll, die Vereinbarungen und Verträge zu den Bildrechten genau zu prüfen. Nur wer die vorgelegten Bedingungen und Konditionen versteht, sollte die Verträge auch tatsächlich unterschreiben. Seriöse Vertreter und Booker verlangen von einem Model niemals Vorauszahlungen, selbst bezahlte Test-Shootings oder Nacktfotos für einen Vertragsabschluss und ermöglichen es Minderjährigen zudem, Eltern bzw. Erziehungsberechtigte mit ans Set zu bringen.
Laut Vogue gelten diese drei Modelagenturen zu den wichtigsten der Schweiz:
Lovemanagement in Zürich | www.lovemgt.com
Time Model Agency in Zürich | www.time-model.com
Visage International Management in Zollikon | www.visage.ch
««Ich mache eine Lehre als Fachfrau Gesundheit bei der Rehaklinik Dussnang. Ich konnte schon bei anderen Shootings modeln und habe gemerkt, dass es mir grossen Spass macht!»»
Wie läuft ein professionelles Shooting ab?
Schaut man die Fotos aus einem professionellen Shooting an, wirkt alles darauf leicht und spontan. Doch damit dieser Eindruck entsteht, ist viel Vorbereitung und grosser Einsatz erforderlich. gateway.one setzt beim Shooting seiner Fotos deshalb auf die professionelle Unterstützung der Republica Werbeagentur in Bern. Die Projektmanagerin Julia Kissling plant vom Einsatz der Models über die Ermächtigungen für die Fotorechte bis hin zum zeitlichen Ablauf alles minutiös, empfängt, vermittelt und organisiert. Creative Director Stefanie Berchtold besucht das Setting bereits im Voraus und bestimmt, wo genau die Fotos entstehen sollen, damit das Bildmaterial später optimal zum restlichen Content passt und die Fotografin Pia Neuenschwander später ohne grössere Umschweife zur Sache kommen kann. Diese setzt die Models gekonnt in Szene, leitet ihre «Schatzis» an und hilft ihnen mit klaren Anweisungen dabei, sich ins beste Licht zu rücken. Damit dabei auch Frisur und Schminke perfekt sitzen, zaubert Makeup Artist Sereina Müller den Stars am Set den richtigen Glanz ins Gesicht und schenkt ihnen ein selbstbewusstes und zufriedenes Gefühl. Je besser die verschiedenen Personen zusammenarbeiten, desto runder läuft das Shooting.
««Nachdem ich in einem Hotel und bei der SBB geschnuppert habe, beginne ich diesen Sommer die Lehre als Kaufmann EFZ – Bauen und Wohnen bei einem Wärmepumpen-Unternehmen. Dies ist mein erstes Shooting – das Modeln gefällt mit!»»
Gibt es einen Plan B?
Die Modelbranche ist äusserst wettbewerbsintensiv und der Erfolg entscheidet sich oft in den Details. Es kann einige Zeit dauern, bis man regelmässige Aufträge erhält und es ist gut möglich, dass man viele Vorsprechen oder Castings durchlaufen muss, ehe man den gewünschten Durchbruch erzielt. Das Supermodel Gisele Bündchen ist laut Forbes Magazine von über 40 Agenten abgelehnt worden, ehe sie schliesslich unter Vertrag genommen wurde. Es ist sicher ratsam, mehrgleisig zu fahren und neben dem Modeln auch noch eine weitere Ausbildung ins Auge zu fassen.