Die Zukunft des Schweizer Güterverkehrs liegt «sous terrain»

21.11.2023 von Rebecca Pozzoli Reportage

Der Ausdruck «sous terrain» bedeutet «unterirdisch». Und genau so soll zukünftig ein Grossteil der Schweizer Güter transportiert werden. Denn Cargo sous terrain (CST) ist dabei, ein vollautomatisches Fördersystem für den Gütertransport zu entwickeln – von Genf bis St. Gallen, ein Tunnel, quer durch die Schweiz. Dieses privat finanzierte Projekt revolutioniert die Schweizer Logistik und entlastet ab 2031 Strassen und Schienen. Wer in Zukunft eine Lehre im Berufsfeld Verkehr und Logistik macht, kann sich auf revolutionäre Veränderungen freuen!

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Wie wird das futuristische Logistik-Tunnel in Zukunft wohl aussehen? KI macht diesen Vorschlag

Der Ausdruck «sous terrain» bedeutet «unterirdisch». Und genau so soll zukünftig ein Grossteil der Schweizer Güter transportiert werden. Denn Cargo sous terrain (CST) ist dabei, ein vollautomatisches Fördersystem für den Gütertransport zu entwickeln – von Genf bis St. Gallen, ein Tunnel, quer durch die Schweiz. Dieses privat finanzierte Projekt revolutioniert die Schweizer Logistik und entlastet ab 2031 Strassen und Schienen. Wer in Zukunft eine Lehre im Berufsfeld Verkehr und Logistik macht, kann sich auf revolutionäre Veränderungen freuen!

Bereits heute kommen wir auf sage und schreibe 32'000 Stunden Stau pro Jahr auf Schweizer Strassen. Das Bundesamt für Strassen (ASTRA) geht davon aus, dass das Güterverkehrsaufkommen in der Schweiz bis 2050 um bis zu 31% zunehmen wird. Deshalb wird mit Cargo sous terrain ein Mega-Projekt lanciert, um die Verkehrsnetze durch eine intelligente, nachhaltige Gütertransportlösung zu entlasten und die Zentren der Schweiz zu verbinden. Philipp Noser, Bereichsleiter Digitization + ICT, Cargo sous terrain, nennt an der SINDEX (Fachmesse für Automation) stolz die Investoren, Aktionärinnen und Projektpartner, die vom Projekt überzeugt und deshalb mit an Bord sind: diverse namhafte Schweizer Unternehmen wie Coop, Migros, Schweizerische Post oder Swisscom. Doch ist so ein riesiges und teures Projekt denn überhaupt umsetzbar? Noser führt aus, dass die Planungsphase, in welcher unter anderem mit Unterstützung der FHNW der Mehrwert eines «Logistik-Tunnels» berechnet worden sei, ganze zehn Jahre gedauert und mitunter grosse Herausforderungen mit sich gebracht habe: «Damit für den Bau des Tunnels nicht bei jeder Gemeinde, auf deren Gelände gebohrt wird, Genehmigungen eingeholt werden müssen, hat der Bund im September 2021 sogar ein neues Gesetz über den unterirdischen Gütertransport (UGüTG) dafür erlassen».

Den Güterverkehr unter die Erde verlagern, wie soll das denn konkret funktionieren?

Das Prinzip von Cargo sous terrain entspricht demjenigen eines automatischen Fördersystems. In den Tunnels verkehren auf drei Spuren rund um die Uhr selbstfahrende, unbesetzte Transportfahrzeuge. Die beiden äusseren Spuren dienen als Richtungsbahnen für den Regelbetrieb, die mittlere ist eine Reservespur für Überholungen, Service- und Pannendienst. Die Fahrzeuge können an Rampen oder Lifts automatisch Ladungen aufnehmen und abgeben. Sie fahren auf Rädern mit einer konstanten Geschwindigkeit von rund 30 km/h und verfügen über einen elektrischen Antrieb mit Induktionsschiene. Der Gütertransport geschieht palettiert oder in angepassten Behältern. Dank kühlbaren Transportfahrzeugen ist auch der Transport von Frisch- und Kühlwaren möglich. Die Übergabe vom Tunnelsystem an die Oberfläche erfolgt in Terminals (sog. Hubs). Die Fahrbahnen sind über ein Liftsystem mit dem Oberflächenbereich des Terminals verbunden, wo die Paletten auf die Strasse gebracht werden. Über Vertikalförderer (sog. Mover) werden sie ins Beförderungssystem eingespeist. Die Hubs entstehen in existierenden Logistikzentren und stellen die Anbindung an alle Verkehrssysteme sicher (Schiene, Strasse, Wasser, Luftfracht). Günstig ist das Ganze allerdings nicht: Die erste Etappe des Tunnelsystems wird von Härkingen/Niederbipp nach Zürich verlaufen und rund 3.6 Milliarden Franken kosten. Der Ausbau des Tunnelnetzes erfolgt danach schrittweise. Bis 2045 entsteht ein 500 Kilometer langes Gesamtnetz zwischen Boden- und Genfersee mit Ablegern nach Basel, Luzern und Thun, für welches weitere 30 Milliarden Franken budgetiert werden.

Visualisierung Cargo sous terrain

Vorteile von Cargo sous terrain

Im Rahmen eines Life Cycle Assessments hat Cargo sous terrain eine umfassende Gesamtbilanz der Umweltauswirkungen erarbeitet. Es untersucht Unterschiede bei der Luftqualität, bei den Lärmemissionen, bei der Raumnutzung sowie bei der Klimawirkung – je nach Referenzszenario ist die Ökobilanz bis zu 80% besser. Cargo sous terrain entlastet die Städte um bis zu 30% des Lieferverkehrs und 50% der Lärmemissionen. Weil die Waren bereits im Tunnel gebündelt werden, ist die anschliessende Feinverteilung bereits vorbereitet. Die Belieferung von Verkaufsstellen und Endabnehmern ab dem Hub verläuft daraufhin koordiniert, die Anbieter liefern ihre Waren nicht mehr einzeln aus, was zu Einsparungen beim CO2-Ausstoss führt. Gerechnet wird zudem mit einer Abnahme des Schwerverkehrs auf den Nationalstrassen um bis zu 40%. Philipp Noser ist überzeugt: «Mit Cargo sous terrain lassen sich Synergien nutzen, die noch mehr Nachhaltigkeit beim Warentransport und der Warenverteilung ermöglichen».

Wer steckt dahinter?

Cargo sous terrain ist eine privatwirtschaftliche Initiative. Für den Bau der Infrastruktur und den Betrieb des Tunnels werden keine Subventionen eingesetzt. Trägerin ist die Cargo sous terrain AG. Sie bildet die Dachorganisation, in die alle massgeblichen Akteure eingebunden sind. Zahlreiche Schweizer Firmen der Transport-, Logistik-, Detailhandels-, Finanz-, Versicherungs-, Telekom- und Energiebranche sind an der Umsetzung von CST beteiligt. Zudem besteht mit den Behörden im Bund und in den Kantonen ein intensiver fachlicher Austausch. CST bietet den Kunden die Möglichkeit, Teilleistungen oder ein umfassendes Gesamtpaket von der Rampe bis zum Bestimmungsort zu nutzen. Die entstehende Infrastruktur ist für alle Marktakteure zugänglich.

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