Hightech auf dem Bauernhof: Landmaschinen-Mechanik im Smart-Farming-Zeitalter
22.04.2025 von Rebecca Pozzoli Reportage
Alle zwei Jahre findet mit der AGRAMA die grösste Schweizer Fachmesse für Land-, Forst- und Kommunaltechnik statt. Hier informieren sich die Schweizer Landwirt/innen bei über 250 Ausstellenden über die neusten Trends für den modernen Bauernhof, von riesigen GPS-geführten Mähdreschern bis zu handlichen Drohnen zum Aufspüren von Rehkitzen im Feld. Doch was tun, wenn der Traktor just vor der Ernte streikt? Dann stehen geschickte Landmaschinenmechaniker/innen EFZ mit Rat und Tat zur Seite.

An der AGRAMA informiert der Schweizerische Landmaschinenverband (SLV) seit 1977 über Neuheiten und Innovationen der Land-, Forst- und Kommunaltechnik. Hersteller präsentieren ihre neusten Produkte und Technologien. Dazu gehören Traktoren mit Elektro- oder Hybridantrieb, GPS-gestützte Lenksysteme, Drohnen für landwirtschaftliche Anwendungen sowie Maschinen, die mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) gesteuert werden. Durch das so genannte «Smart Farming» können Effizienz, Nachhaltigkeit und Produktivität der landwirtschaftlichen Prozesse gesteigert werden. Denn Ziel ist es stets, Ressourcen wie Wasser, Dünger, Saatgut und Energie präziser und sparsamer einzusetzen, Umweltbelastungen zu reduzieren und trotzdem gute Erträge zu erzielen.
Smart Farming? Smart choice!
Auch Lorenz Tschumi interessiert sich für Smart Farming. Der gelernte Polymechaniker EFZ hat sich schon früh für die Landwirtschaft begeistert und deshalb, nach der BM2 (Berufsmaturität im Anschluss an die Lehre) und einem Jahr Praktikum in verschiedenen Landwirtschaftsbetrieben, Agronomie studiert. Weil die Zeit auch auf dem Bauernhof nicht stillsteht, absolviert er gegenwärtig an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL in Zollikofen das CAS «Smart Farming». Viele seiner Kommilitoninnen und Kommilitonen kommen im Rahmen der Weiterbildung das erste Mal mit Programmierung, Automatisierung, Robotik, GIS-Anwendungen, Satellitennavigation oder Sensorik in Kontakt. Stets wird dabei ein konkreter Praxisbezug gemacht. Tschumi erklärt: «Im CAS schauen wir uns z.B. moderne Drohnen an. Diese können, wenn sie richtig programmiert und eingesetzt werden, die Landwirtinnen und Landwirte bei der Berechnung unterstützen, wie viel Saatgut sie für ihre Felder benötigen und mit welcher Ertragsmenge sie rechnen dürfen. Drohnen können aber auch Pflanzenschädlinge identifizieren und gezielt bekämpfen.»

Technologien, die uns staunen lassen
Smart Farming ist ein zentraler Bestandteil der modernen Landwirtschaft – wer über die AGRAMA schlendert, kommt aus dem Staunen nicht mehr raus:
- Sensorbasierte Produkte, wie Bodensensoren, welche die Bodenfeuchtigkeit, die Temperatur, den pH-Wert und Nährstoffgehalt messen oder Pflanzensensoren, die den Gesundheitszustand der Pflanzen überwachen
- Automatisierte Landmaschinen, wie selbstfahrende Traktoren, die GPS und KI nutzen, um präzise zu arbeiten, Unkrautroboter, die Unkraut mit KI erkennen und mit mechanischen Werkzeugen entfernen oder automatische Erntehelfer von Früchten, z.B. Erdbeeren oder Tomaten
- Drohnen und satellitengestützte Plattformen zur Überwachung grosser Felder und Sammlung von Daten zur Feldanalyse
- Softwarelösungen für das Farm-Management, zur zentralen Verwaltung von Daten und Ressourcen und zum Analysieren von Wetterdaten, Ernteergebnissen und Bodenverhältnissen, um Entscheidungen zu optimieren
- Smarte Bewässerungssysteme, die basierend auf Bodendaten die Felder bewässern
- Moderne Produkte für die Tierhaltung, wie Halsbänder oder Chips, die den Gesundheitszustand und die Position von Nutztieren überwachen, automatische Melksysteme oder Fütterungsroboter
- IoT-Hubs für den Bauernhof, die Daten von Sensoren, Maschinen und Drohnen bündeln
- Produkte zur Schädlingsbekämpfung, wie Smart-Fallen, die Schädlinge erkennen und melden oder Drohnen mit Pestizid-Sprühsystemen
- Precision-Planting-Systeme d.h. Maschinen, die Saatgut mit höchster Präzision ausbringen

Die Werkstatt als Hightech-Schmiede
Doch die smartesten und besten Tools und Möglichkeiten nützen wenig, wenn sie nicht funktionieren. Wenn der Motor des neuen Traktors auf dem Feld verstummt oder der Mähdrescher kurz vor der Ernte den Geist aufgibt, sind es die Landmaschinenmechaniker/innen EFZ, die zur Rettung eilen. Diese Berufsleute sind weit mehr als Mechaniker/innen: Sie sind Ingenieurinnen, Elektroniker, Software-Expertinnen und manchmal sogar Bauernhof-Superhelden in einer Person. Der Umgang mit modernen Traktoren und Mähdreschern mit GPS-System, Bordcomputer und Sensorik erfordert von den Allround-Talenten nicht nur ein tiefgreifendes mechanisches Verständnis, sondern auch Kompetenzen in der Elektronik, Hydraulik und Computertechnik. Mit Diagnosegeräten und Laptop ausgestattet analysieren die Fachleute die Fehler und bringen die Maschinen dann schnell wieder zum Laufen. Das ist elementar, denn Zeit ist in der Landwirtschaft ein kostbares Gut – mehr als in manchen anderen Branchen kommt es hier auf das Timing an und jeder Ausfall kann hohe Ertragsverluste bedeuten.
Die Brücke zwischen Bauernhof und Zukunft
Smart Farming mag die Landwirtschaft in eine hochtechnisierte Zukunft führen, doch ohne die Expertise von Landmaschinenmechanikerinnen und -mechaniker wäre das System nicht funktionsfähig. Sie sind diejenigen, die sicherstellen, dass Sensoren in den Feldern präzise arbeiten, Roboter effizient pflanzen, und Satellitenbilder korrekt interpretiert werden. Sie verbinden traditionelle Fähigkeiten mit der Zukunftstechnologie und machen den Bauernhof zu einem Hightech-Wunder.
Die Fachmesse für Land-, Forst- und Kommunaltechnik AGRAMA, organisiert vom Schweizerische Landmaschinenverband (SLV), findet alle zwei Jahre in Bern statt. Sie richtet sich an Fachleute, Landwirtinnen, Maschinenhändler sowie alle, die sich für modernste Landtechnik interessieren. Besonders im Fokus stehen die Herausforderungen der modernen Landwirtschaft, wie Nachhaltigkeit, Automatisierung und Effizienzsteigerung. Thematische Schwerpunkte sind Maschinen und Technologien für Bodenbearbeitung und Aussaat, Ernte- und Transporttechnik, Viehzucht und Futterproduktion sowie nachhaltige Antriebstechnologien und digitale Lösungen, wie Smart Farming und Precision Agriculture. Die AGRAMA ist jedoch nicht nur eine Messe, sondern auch ein Ort für Fachvorträge, Workshops und den Austausch zwischen Experten und bietet Interessierten die Gelegenheit, direkt mit Herstellern und Fachleuten der Branche in Kontakt zu treten und von deren Wissen zu profitieren.