Vom Quartiergespräch zur fluoreszierenden Recycling-Tonne: Ein Gemeinschaftsprojekt

03.09.2024 von Evelyn Hartmann Reportage

Vor gut einem Jahr hat das im Nachhaltigkeitsbereich tätige Beratungs- und Ingenieurunternehmen EBP zum Quartiergespräch «NachbarSCHAFFT» eingeladen mit der Frage: «Wie kann die Nachhaltigkeit rund um den Bahnhof Stadelhofen verbessert werden?» Mit dabei waren Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Rämibühl, die bei diesem generationen- und branchenübergreifenden Anlass vier innovative Projektideen vorstellten. Eine davon wurde ausgewählt und weiterentwickelt. Jetzt konnte das vielversprechende Ergebnis präsentiert werden.

fluoreszierende Recycling-Tonne

Vor gut einem Jahr hat das im Nachhaltigkeitsbereich tätige Beratungs- und Ingenieurunternehmen EBP zum Quartiergespräch «NachbarSCHAFFT» eingeladen mit der Frage: «Wie kann die Nachhaltigkeit rund um den Bahnhof Stadelhofen verbessert werden?» Mit dabei waren Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Rämibühl, die bei diesem generationen- und branchenübergreifenden Anlass vier innovative Projektideen vorstellten. Eine davon wurde ausgewählt und weiterentwickelt. Jetzt konnte das vielversprechende Ergebnis präsentiert werden.

Die Gestaltung gemeinsamer Lebensräume geht alle an

Schon seit es Zivilisationen gibt und Menschen in Städten leben, begleiten uns einige Themen als Dauerbrenner: Wie kann die Wasser- und Nahrungsversorgung gesichert werden? Funktioniert die Kanalisation und was geschieht mit dem Müll? Wie sieht es mit Strassen, öffentlichen Plätzen und Gebäuden aus? In der heutigen Zeit kommen weitere Fragen wie etwa nach der Stromversorgung, der Mobilität und natürlich nach einer umweltschonenden Gestaltung und Lebensweise hinzu. Oft sind es Ingenieurinnen und Ingenieure, die mit ihren innovativen Ideen, bahnbrechenden Erfindungen und technischen Fähigkeiten dazu beitragen, die Lebensqualität zu verbessern – gerade in städtischer Umgebung, wo das Zusammenleben auf engem Raum besondere Herausforderungen mit sich bringt. Doch die Gestaltung gemeinsamer Lebensräume geht alle an! Anlässlich des Engineers’ Day – jedes Jahr am 4. März – und im Rahmen der Quartiergespräche von suisse.ing, der Schweizerischen Vereinigung Beratender Ingenieurunternehmungen, hat EBP Schweiz AG im vergangenen Jahr die «NachbarSCHAFFT» eingeladen, um verschiedene Generationen und Branchen miteinander in Kontakt zu bringen.

Ideen für eine nachhaltige Aufwertung des Quartiers

«Den Quartierbegriff rund um den Bahnhof Stadelhofen haben wir räumlich grosszügig gefasst», schmunzelt Debora Heitz, Architektin bei EBP. «Das Wichtige dabei ist jedoch, den Dialog unter der lokalen Bevölkerung sowie verschiedenen Akteurinnen und Akteuren zu fördern, um gemeinsam nachhaltige Projekte anzustossen.» Schülerinnen und Schüler des Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Gymnasiums Rämibühl haben sich mit Unterstützung von EBP bereits im Vorfeld erste Gedanken gemacht, wie eine umweltverträgliche Entwicklung rund um den Stadelhofen aussehen könnte. Vor versammelter Nachbarschaft präsentierten sie die so entstandenen Projektideen – darunter eine QR-Karte zur Förderung des örtlichen Gewerbes, ein Bienenkino, das durch Kinoanlässe die Verbreitung der Biodiversität unterstützen soll, eine Tauschbörse zur Weitergabe nicht mehr gebrauchter Gegenstände sowie kreative Recycling-Stationen, um dem Littering entgegenzuwirken. Im Plenum wurde die Idee der Recycling-Tonnen favorisiert und zunächst mit allen Teilnehmenden weiter ausgearbeitet. Danach haben sich die Jugendlichen in Zusammenarbeit mit EBP und Entsorgung + Recycling Zürich (ERZ) an die Umsetzung gemacht.

«Glittering» statt Littering

«Während der Pandemie haben die Menschen den öffentlichen Raum neu entdeckt», erzählt Michael Ultsch, Leiter des Geschäftsbereichs Stadtreinigung bei ERZ. «Dadurch fällt auch mehr Abfall an bzw. es entstehen neue Probleme. Eine Familienpizza-Schachtel passt einfach nicht durch den Schlitz des herkömmlichen städtischen Abfallbehälters. Wir haben bereits mit offenen, mobilen Tonnen darauf reagiert, die man einfach dahin mitnehmen kann, wo man sie gerade braucht. Mit unseren Erfahrungen im Hintergrund sind wir in der Zusammenarbeit mit den Jugendlichen der Frage nachgegangen, wie man die Tonnen besser sichtbar machen könnte. Denn Littering nimmt zu, sobald es dunkel wird.» Schliesslich entstand so die Idee, die Behälter mit bunten, fluoreszierenden Farben künstlerisch zu bemalen. Die müllschluckenden Kunstwerke werden nun entlang des Zürcher Seebeckens aufgestellt – einem Hotspot an warmen Tagen und Nächten – und tragen so zur kreativen Aufwertung der Umgebung bei. Die Schülerin Emilie Hoffmann (17) gehörte dem Organisationsteam an und zeigt sich nach ihrem Extraeinsatz erleichtert: «Wir haben unendlich viele E-Mails geschrieben und koordinatorische Aufgaben übernommen, um sicherzustellen, dass alle Tonnen pünktlich zur Präsentation fertig werden.»

Farbenfrohe Lösungen für eine saubere Zukunft

Farbenfrohe Lösungen für eine saubere Zukunft

Das Ergebnis lässt sich sehen! Zwölf poppig bunte Abfalltonnen stehen auf dem Platz vor dem Gymnasium Rämibühl, wo sie ausgiebig gewürdigt werden, ehe sie entlang des Seebeckens in Aktion treten. Daniel Löhr, Mitbegründer des schweizerischen Engineers’ Day, ist begeistert: «Das ist ein super Beispiel dafür, was man alles bewegen kann, wenn man miteinander kommuniziert, sich über die einzelnen Disziplinen hinweg vernetzt und Synergien nutzt. Genau das ist es, was wir fördern wollen – nicht zuletzt, indem wir den Nachwuchs in den Dialog rund um eine nachhaltige Entwicklung der Welt und der Gesellschaft miteinbeziehen.» Auch Luca Bronzini, Teamleiter Umweltplanung bei EBP, freut sich über das gelungene Projekt: «Es war toll mitzuerleben, wie die Jugendlichen im Austausch plötzlich feststellten, dass ihre eingebrachten Themen auf Resonanz stossen und tatsächlich Wirkung zeigen.»

Farbenfrohe Lösungen für eine saubere Zukunft

Kompetenz kennt kein Geschlecht

Wer sich beruflich für eine positive städtebauliche Entwicklung einsetzten möchte und sich gerne mit den Themen Technik, Natur, Gesellschaft sowie deren komplexen Wechselwirkungen beschäftigt, kann verschiedene Wege einschlagen. Ein Studium im Bereich des Ingenieurwesens ist eine von verschiedenen Möglichkeiten. Zudem gibt es Lehrberufe, die sich nahe am Puls der Zeit bewegen, wenn es um eine nachhaltige Gestaltung unserer Lebensräume geht. Während sich Zeichner/innen – Raumplanung EFZ um die zeichnerische Umsetzung von Siedlungs-, Verkehrs-, Landschafts- und Umweltplanung kümmern, erfassen Geomatiker/innen – Vermessung EFZ wichtige raumbezogene Informationen, die sie in Form von Plänen, Grafiken und Karten bereitstellen. Der Frauenanteil in technischen Berufen ist noch immer verhältnismässig tief. Dabei zeigt die Praxis schon lange, dass Eignung und Kompetenz definitiv nicht vom Geschlecht abhängen. «Wir sind sehr glücklich, dass wir unsere Lehrstelle Motorgerätemechaniker/in EFZ in der ERZ mit einer jungen Frau besetzen konnten», betont Ultsch. Schliesslich nützt die schönste Abfalltonne nichts, wenn sie nicht regelmässig geleert werden kann – und dazu braucht es fähige Fachleute, die schauen, dass alle erforderlichen Fahrzeuge, Maschinen und Geräte genauso rund laufen wie der ganze Betrieb.

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