Wer hätte gedacht, dass Langeweile genauso belastend sein kann wie Stress?
12.11.2024 von Rebecca Pozzoli Tipp
Jeder kennt heute den Begriff Burnout und weiss, dass Stress am Arbeitsplatz krank machen kann. Doch wusstest du, dass auch das Gegenteil sein, und anhaltende Langeweile am Arbeitsplatz zum sogenanntem Boreout führen kann? Was du dagegen tun kannst, erfährst du in diesem Tipp.
Während ein Burnout durch Überarbeitung entsteht, ist Boreout das Ergebnis von Unterforderung und Langeweile. Boreout ist ein Dauerzustand der Sinnentleerung, in dem der Betroffene das Gefühl hat, seine Fähigkeiten und Talente nicht einsetzen zu können und nichts Sinnvolles zu machen. Und wer denkt, seine Aufgaben seien belanglos oder unter seinem Fähigkeitsniveau, beginnt oft, den Wert seiner Arbeit infrage zu stellen. Dies führt nicht selten zu einem generellen Gefühl der Sinnlosigkeit. Man beginnt, an sich selbst zu zweifeln und das Gefühl, nicht gebraucht oder wertgeschätzt zu werden, nagt am Selbstbewusstsein. Viele Betroffene fürchten, von Kollegen oder Vorgesetzten als untätig oder «faul» wahrgenommen zu werden und verstecken ihre Langeweile hinter künstlich erzeugtem Stress, indem sie so tun, als wären sie beschäftigt. Diese Täuschung verstärkt jedoch nur die inneren Konflikte.
Paradoxerweise führt Boreout oft zu Stress. Die Langeweile verursacht ein Gefühl der inneren Unruhe und ständige Erschöpfung, obwohl objektiv keine Belastung vorhanden zu sein scheint.
Strategien gegen Boreout: Was kannst du tun?
Wie bei einem Burnout ist es auch beim Boreout wichtig, rechtzeitig Gegenmassnahmen zu ergreifen. Die folgenden Ansätze können dir dabei helfen, aus dem Boreout auszubrechen und den Arbeitsalltag wieder als erfüllend zu erleben:
Selbstreflexion und Kommunikation
Hinterfrage dein Empfinden: Bist du wirklich unterfordert, oder fehlt dir einfach der Zugang zu den richtigen Aufgaben? Ein ehrliches Gespräch mit deiner Führungskraft kann neue Aufgaben oder Herausforderungen schaffen. Hierbei solltest du ehrlich sagen was für dich nicht stimmt und gleichzeitig aber auch betonen, welche Aspekte deiner Arbeit, Projekte oder Tätigkeiten du als sinnvoll empfindest und von was du gerne mehr hättest.
Veränderungen im Arbeitsalltag anstossen
Wer aktiv Veränderungen anstrebt, kann das Gefühl der Sinnlosigkeit verringern. Selbst kleine Anpassungen im Arbeitsprozess oder der Aufgabenverteilung können das Gefühl steigern, wieder produktiv und gebraucht zu sein. Auch der Wechsel zu einer anderen Abteilung oder einem anderen Team kann frischen Wind in den Arbeitsalltag bringen.
Gezielte Weiterbildung
Kommen eine berufsbegleitende Fort- oder Weiterbildung für dich in Frage? Hier lassen sich persönliche Interessen und berufliche Notwendigkeiten verbinden. So hat man die Möglichkeit, sich selbst zu fordern und weiterzuentwickeln. Derartige Bildungsmassnahmen vermitteln das Gefühl von Wachstum und neuen Möglichkeiten – das Gegenteil von Stillstand und Langeweile!
Ausgleich im Privatleben schaffen
Bei Boreout neigt man dazu, auch nach Feierabend an die ungeliebten Aufgaben zu denken. Ein aktiver Ausgleich durch Hobbys, Sport oder soziale Kontakte gibt neue Energie und lenkt ab. Gleichzeitig bieten solche Aktivitäten das Gefühl, in anderen Lebensbereichen sinnvolle Dinge zu tun. Triff regelmässig Freunde oder engagiere dich in einem Verein, du wirst sehen, dass es dir schon bald etwas besser geht.
Offene Gespräche suchen
Sich mit Arbeitskollegen auszutauschen, kann oft überraschend hilfreich sein. Vielleicht gibt es ähnliche Empfindungen im Team, die zu gemeinsamen Lösungen führen können. Boreout kann isolierend wirken, und das Gefühl, damit nicht allein zu sein, kann bereits entlastend wirken.
Berufliche Neuorientierung
Wenn keine der genannten Strategien hilft und sich dein Zustand über längere Zeit nicht verbessert, kann es an der Zeit sein, eine berufliche Veränderung in Betracht zu ziehen. Ein Jobwechsel oder eine Umschulung bringt nicht nur neue Aufgaben, sondern auch neue Perspektiven und Herausforderungen.
Wer sein Boreout ernst nimmt und rechtzeitig gegensteuert, kann nicht nur die eigene Lebensqualität verbessern, sondern langfristig auch seine Leistungsfähigkeit und Zufriedenheit steigern.