Augment your teaching!
04.05.2023 von Rebecca Pozzoli Reportage
Das Schweizer Fachforum für audiovisuelle Medien in der Bildung fordert Lehrpersonen am Fachforum PLAY TO LEARN auf, ihren Unterricht zu erweitern, z.B. mit audiovisuellen Medien, wie Fotos, Filme, Video-Books oder AR-Brillen.
«Augment your teaching» zugunsten eines abwechslungsreichen und kurzweiligen Unterrichts, der den Schülerinnen und Schülern ermöglicht, den Lernstoff mit allen Sinnen zu erfassen. Dies war das Motto des fünften Fachforums PLAY TO LEARN, das am 25. März 2023 in Baden stattgefunden hat. Expertinnen und Experten zeigten einen Tag lang auf unterhaltsame Art und Weise, wie audiovisuelle und digitale Medien mit spielerischem Spirit ihren Einsatz im Unterricht finden können.
Weitere Videos
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Ein Bild sagt mehr als tausend Worte…
«Ein Bild sagt mehr als tausend Worte», davon sind auch die Kunstvermittlerinnen Eva-Maria Knüsel und Jovana Pavlović überzeugt. Im Namen des Fotomuseums Winterthur besuchen sie unter anderem Klassen der Stufen Sek I und Sek II, um mit den Schülerinnen und Schülern z.B. über Selfies, deren Bearbeitung und Verbreitung zu sprechen. In ihrem Workshop «Copy & Pose» widmen sie sich den Chancen und Herausforderungen der (Selbst-)Inszenierung. Sie thematisieren zentrale Fragen: Welchen Spielraum eröffnen digitale Medien? Wie weit gehen Influencer/innen für das perfekte, selbstoptimierte Bild? Wie beeinflussen Bilder unsere Wahrnehmung und unser Selbstbild? Auf Anfrage führen sie auch Projektwochen zu fotografischen Themen durch.
Film ab, Klappe und Action!
Wer dachte, er könne weg dösen, sobald der Film über die Leinwand des Klassenzimmers flimmert, der hat sich getäuscht. Früher wurden Film und Video im Unterricht zwar oftmals passiv und «konsumierend» genutzt, doch heute gibt es Mittel und Wege, wie das Arbeiten mit Video und Film lernwirksam wird: interaktiv, kollaborativ und kreativ. Jorim Schäfer, Berufsfachschullehrperson und nanoo.tv-Experte bringt es auf den Punkt: «Filme schauen muss nichts Passives sein, wenn die Filmbeiträge sinnvoll didaktisch aufbereitet, didaktisiert, werden». Webapps wie TRAVIS GO erlauben es den Lehrpersonen, die Filme in Sequenzen zu teilen und dazwischen konkrete Arbeitsaufträge einzublenden. Erst wenn diese von den Schülerinnen und Schülern bearbeitet worden sind, geht der Film weiter. Dank einer Kooperation von nanoo.tv mit dem Institut für Bildungswissenschaften der Uni Basel lässt sich TRAVIS GO zusammen mit nanoo.tv nutzen. Dabei muss das Rad nicht neu erfunden werden: bereits bestehen viele anregende Unterrichtsbeispiele, die in Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule der FHNW entwickelt wurden.
Auch Julia Erdin und Lorenz Saladin von Iconomix, dem Bildungsangebot der Schweizerischen Nationalbank (SNB) sind vom Mehrwert von Videos im Unterricht überzeugt: «Videos vermitteln Informationen verdichtet, authentisch und emotional. Sie eignen sich als Einstieg in ein neues Thema oder zur Reduktion komplexer und abstrakter Themen. Doch mit dem Video allein ist es nicht getan: Die Einbettung und der Transfer im Anschluss sind entscheidend». Deshalb bereichert Iconomix den Wirtschaftsunterricht der Stufe Sek II sowohl mit lehrreichen selbst produzierten Videobeiträgen wie auch mit weiteren, zu den Themen passenden Unterrichtsmaterialien.
Video-Book, das neue Format, das Furore macht
Doch Iconomix produziert nicht nur Videos und Unterrichtsmaterialien – mit dem ersten sogenannten Video-Book, einem brandneuen Format, ist ihnen ein ganz besonderer Coup gelungen: Das Video-Book «Schweizer Wirtschaftsgeschichte» ist eine Kombination aus Text, Bild und Ton. Anhand von multimedial erzählten Fallstudien erlaubt es den Schülerinnen und Schülern der Stufe Sek II in die Schweizer Wirtschaftsgeschichte einzutauchen: Wie schaffte es die Schweiz über rund 200 Jahre international an der Wohlstandsspitze zu stehen? Im Rahmen der Betaversion steht der Fall «Brown, Boveri & Cie.» aus dem Jahr 1895 zur Verfügung; später werden weitere Fälle folgen. Um fundierte Entscheidungen treffen zu können, versetzen sich die Jugendlichen in die damalige historische Situation. Ihre Entscheidungen begründen sie schliesslich sowohl unter unternehmerischen Gesichtspunkten als auch im historischen und volkswirtschaftlichen Kontext.
Lieber AR-Brillen als schwarz sehen!
Je länger, je mehr, fliesst auch die Augmented Reality (AR) in den Unterricht der Schweizer Schulen ein. Denn mit Hilfe von AR kann Unterrichtsmaterial, wie Texte, Bilder oder Videos, eindrucksvoll mit multimedialen, auch dreidimensionalen Zusatzinformationen erweitert (augmented) werden: Fahren die Schülerinnen und Schüler beispielsweise mit ihrer Handykamera auf dem Arbeitsblatt über ein Bild des menschlichen Herzens, erscheint unmittelbar daraufhin eine dynamische und dreidimensionale Darstellung, die von allen Seiten und bis ins Innerste betrachtet werden kann. Mit dem Aufgabentyp «AR-Scavenger» des freien Aufgabeneditors H5P lässt sich die analoge Welt ganz einfach mit der digitalen Welt verknüpfen. Lehrpersonen können so unkompliziert AR-Marker von 3D-Objekten oder H5P-Inhalte für ihren Unterricht erstellen.
Abgesehen vom Einsatz als Werkzeug im Unterricht bietet sich AR auch an, um mit der Klasse über die gesellschaftlichen Dimensionen nachzudenken, z.B. in der Medienkunde, Ethik, Philosophie oder Psychologie. Nicht zuletzt kann natürlich im Fach Informatik die Funktionsweise der Technologie vertiefter analysiert werden.
Wer nach all diesen Möglichkeiten Lust bekommen hat, Audiovisuelles vermehrt auf spielerische, kreative und innovative Weise in den Unterrichtsalltag zu bringen, schliesst sich am besten dem Verein PLAY TO LEARN an und bleibt so stets über die mannigfaltigen, neuen Entwicklungen auf dem Laufenden. Die Schülerinnen und Schüler werden sich freuen!